BarCamp Kiel 2017: Selbstorganisiertes Lernen und Arbeiten, #meetingwahnsinn und eine Bitcoin-Pizza

Das 8. BarCamp Kiel (#bcki17) fand am 11. und 12. August 2017 statt. Bei toller Organisation – wie auch in den Vorjahren schon – lernten und diskutierten rund 300 Teilnehmende pro Tag und hatten dabei jede Menge Spaß. Die spannende Mischung an Teilnehmenden aus Wirtschaft, Hochschulen und Gesellschaft, bis hin zum Ministerpräsidenten des Landes Schleswig-Holstein, trug dazu bei.

Anders lernen – Warum BarCamps mehr Spaß machen

In der Session berichtete Dr. Inge Schröder von einem Aha-Erlebnis und trug Gründe zusammen, warum das Lernen in Barcamps, Hackathons und ähnlichen Formaten besonders viel Spaß macht und daher besonders gut gelingt. Diese Lernformate sind unter anderem gekennzeichnet durch:

  • Das selbstbestimmte Auswählen von Lerninhalten statt Pflichterfüllung führt dazu, dass man Verantwortung für den eigenen Lernprozess übernimmt
  • Kollaboration
  • Feedback- anstatt Bewertungskultur
  • Vertrauen und Mut anstelle von Angst
  • Statt Antworten zu finden, die bekannt sind: Fragen stellen, deren Antworten noch nicht bekannt sind.

Digitale Bürgerbeteiligung

In der Session über die digitale Bürgerbeteiligung in Schleswig-Holstein von Oliver Voigt ging es um das Thema „6.000 Stellungnahmen (zu den Standorten von Windrädern) – Was mache ich mit dem digitalen Bürger?“ Trotz aller Möglichkeiten der digitalen Bürgerbeteiligung und der in der öffentlichen Verwaltung zum Teil vorhandenen Erkenntnis, dass diese vor allem in Bezug auf Aspekte der Kollaboration noch deutlich ausbaufähig wäre, machte Oliver Voigt deutlich, dass bislang alleine die analoge Bürgerbeteiligung gesetzlich vorgeschrieben ist, nämlich durch das Auslegen in den Rathäusern. Außerdem erfreut sich Papier bei vielen Bürgerinnen und Bürgern weiterhin großer Beliebtheit. So werden Einreichungen oft nicht einfach elektronisch eingereicht, sondern – gerne mehrfach – ausgedruckt und – vielen ganz wichtig, da sie ja mit einer offiziellen Stelle kommunizieren – unterschrieben und per Post eingeschickt. Dabei sind sogar anonyme Stellungnahmen möglich.

Kollaborativ Gesellschaft mitgestalten

Um die kollaborative Gestaltung der Gesellschaft mittels Reallaboren ging es in dieser Session vom PerLe-Team rund um Frauke Godat. Im Zentrum stand dabei, dass sie ihre Reallaboraktivitäten vorstellten (siehe auch: “Neue Räume für Arbeit 4.0 und Lernen 4.0: Auswirkungen für das Bildungssystem?“). Der Grundgedanke dabei ist: Die Universität für außen öffnen, aber genauso die Öffentlichkeit für die Universität öffnen. Anschließend wurde in der Session in Kleingruppen an vier Fragestellungen zur Collaboration gearbeitet, wie:

  • Wie lässt sich Verantwortungsübernahme in solchen Arbeitsformen befördern?
  • Wo entsteht in kollaborativen Arbeitsformen der Mehrwert für jeden Einzelnen?

Digital Media Women – Was geht in Schleswig-Holstein?

Das Orga-Team des seit Frühjahr gegründeten Quartiers der Digital Media Women in Schleswig-Holstein stellte bisherige und geplante Aktivitäten vor und warb um Unterstützung in Form von Beteiligung und/oder einer Fördermitgliedschaft.

Arbeiten ohne Chef

Ingo Sauer zeigte, wie die Deutsche Bahn-Tochter DBSystel den Weg vom hierarchischen Führungssystem in die Selbstorganisation meistert. Als Motivation hinter der Veränderung des Führungssystems steht die Erkenntnis: Mit dem bisherigen Führungssystem sind wir nicht schnell genug. Es geht um das langfristige Überleben der Firma. Eine Zusammenfassung des Vorgehens findet sich auch in diesem Blogpost. Im Einsatz ist dabei unter anderem das Brandbook „Der Systelaner“, das das Selbstverständnis und den Umgang miteinander bei der DBSystel aufzeigt.

Skills bauen für Amazon Echo / Alexa

Nach einer kurzen Einführung in Amazon Echo / Alexa (siehe dazu auch “Revival der Chatbots: Revolution des Kundenkontakts, Disruption des Software-Marktes?“) zeigte Sebastian Müller live, wie man prinzipiell relativ einfach einen eigenen Skill für Alexa baut. Er brachte in der kurzen Session den Amazon Echo Dot etwa dazu, Auskunft darüber zu geben, wo das BarCamp Kiel stattfindet.

Tools für die „Organisation in Teams“

In der Session von Alexander Bernhardt ging es um kollaborative Tools wie Trello und JIRA und den Austausch über ihren Einsatz für die Organisation in Teams.

KreativHack – Hackathons in Kiel

Frank Bartels berichtete von den in Kiel bereits organisierten Hackathons und den für die Zukunft geplanten. Am 3. und 4. November wird es einen neuen KreativHack Hackathon geben, dieses Mal zum Thema EdTech.

#meetingwahnsinn

Anke Nehrenberg sammelt unter dem Hashtag #meetingwahnsinn Anekdoten und Absurditäten aus ihren reichhaltigen Meetingerfahrungen und stellte diese beim BarCamp zur Verfügung. Unter den Gegenmitteln für ineffektive Sitzungen wurde unter anderem das Time Boxing diskutiert sowie Consent-driven decision. Bei letzterem gibt es nur drei Antwortoptionen:

  1. Ja;
  2. Naja, geht so, aber ich trage die Entscheidung mit;
  3. Nein. Bei letzterem ist dann aber ein Gegenvorschlag Pflicht.

Bitcoins

Darius Karampoor nahm uns mit in die Welt von Bitcoins, bei dem wir nachher festhielten, dass Bitcoins endlich sind und man sein Bitcoin Wallet (genauso wie den eigenen Geldbeutel) niemals alleine irgendwo liegen lassen sollte. Bei dem aktuellen Bitcoin-Kurs sollte man besonders Acht geben, da dieser nun gerade vor kurzem erst die 4.000-US-Dollar-Marke geknackt hat! Mit der entsprechende App, zum Beispiel “Mycelium Bitcoin Wallet“, wurden am Ende noch – sehr spendabel – ein paar Bitcoins transferiert und schließlich wurde auch noch eine Pizza mit Bitcoins bezahlt:

AR / VR

Nach einer kurzen Klärung der Grundbegriffe Augmented Reality und Virtual Reality schauten wir uns an, wie man in der VR einen Kaffee zubereitet und einen Donut verspeist Beispiele für AR gab es auch, etwa das Spiel Pokémon GO.
Simon Hansen stellte uns nun die Vor- und Nachteile der AR/VR Technologie im 360exp Web Context vor:

  • Weniger Ressourcen (CPU, GPC,…)
  • Verschiedene Browser
  • Weniger Bandbreite (mobil)
  • „Ablenkungen“
  • Endgeräte sind bereits vorhanden
  • Andere/unterschiedliche Umgebungen

Mit einer Internetadresse, die uns Simon Hansen zur Verfügung stellte (Slides zur Session über AR/VR im Web – In den Slides unter AR-Demo findet man alle vorgestellten Links), waren alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Session eingeladen, dabei mitzumachen.
Der AR-Marker, auf einem Papier ausgedruckt, wurde herumgereicht und ließ ein virtuelles Gebilde auf dem Smartphone erscheinen:

Influencer Marketing

Wenn man im Social Web unterwegs ist, kommt man nicht umhin, über das Thema „Influencer Marketing“ zu stolpern. Nastasja Heuer stellte in ihrer Session das Thema vor. Mit Schwerpunkt auf dem Beispiel „Coral“ wurde dargelegt, wie es unter Umständen lieber nicht laufen sollte.

BarCamp Kiel – Immer einen Besuch wert

Daneben gab es noch viele weitere Sessions, wie die BarCamp-Klassiker-Sessions „Kreativ auf Knopfdruck“ mit Lutz Lungershausen und „Schlechte Werbung“ mit Calle Hackenberg, die sich bereits in den Vorjahren großer Beliebtheit erfreuten – mit neuen Inhalten versteht sich.

Der Besuch des BarCamp Kiel hat sich wieder einmal sehr gelohnt. Vielen Dank an das großartige Orga-Team! <3

Weiterführende Links:

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Birgit Fingerle ist Diplom-Ökonomin und beschäftigt sich in der ZBW unter anderem mit Innovationsmanagement, Open Innovation, Open Science und aktuell insbesondere mit dem "Open Economics Guide". (Porträt: Copyright

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