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von Birgit Fingerle

Gegenstände, aber auch immaterielle Produkte zu teilen oder auszuleihen liegt im Trend. Dadurch werden Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung, Austausch und Gemeinschaftsgefühl, aber auch Ansätze eines anderen Wirtschaftssystems gefördert und finanzielle Not ein Stückchen abgefedert. Selten genutzte Gegenstände verbrauchen so keinen Platz und können sinnvoll eingesetzt werden, etwa, wenn sie Menschen ermöglichen, eigene Projekte zu realisieren, die mangels Ausstattung sonst nicht möglich wären.

Wenn sich Bibliotheken aktiv in der Shareconomy einbringen, leisten sie einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag und tragen zur Erfüllung der 17 Nachhaltigkeitsziele der „Agenda 2030“ der Vereinten Nationen bei. Für sie selbst bietet es die Chance auf mehr Sichtbarkeit und Aufmerksamkeit, die Möglichkeit, neue Gruppen von Nutzenden anzusprechen, ihre Bedeutung als Dritten Ort zu stärken und neue Anreize für Besuche zu schaffen.

Breites Spektrum an Shareconomy-Angeboten

Für Bibliotheken gibt es viele interessante Optionen in der Shareconomy. Viele Bibliotheken haben in den letzten Jahren Bibliotheken der Dinge, in denen (Alltags-)Gegenstände verliehen werden, eingerichtet, vor allem Öffentliche Bibliotheken, aber auch einige Wissenschaftliche Bibliotheken.

Auch mit ihrer Beteiligung an der Open-Science-Bewegung tragen Wissenschaftliche Bibliotheken zur Shareconomy bei.

Gemeinsam genutzte Orte bieten Bibliotheken viele Möglichkeiten. Beispiele sind:

  • Coworking-Räume (PDF), in denen Menschen gemeinsam arbeiten und Ressourcen wie Arbeitsplätze teilen können,
  • Makerspaces mit Zugang zu Werkzeugen und Geräten für kreative oder handwerkliche Projekte,
  • Gemeinschaftsgärten in denen gemeinsam Pflanzen angebaut und gepflegt werden,
  • Repaircafés, in denen beispielsweise defekte Elektrogeräte mit Unterstützung repariert werden,
  • Foodsharing-Stationen (PDF), Sharing-Stationen für Kleidung oder andere Gegenstände.

Veranstaltungen im Kontext der Shareconomy können den Gemeinschaftssinn fördern und gleichzeitig Bibliotheken viel Aufmerksamkeit bringen:

  • Tausch- und Teilevents, bei denen Bücher, Kleidung oder andere Dinge untereinander getauscht werden können, alternativ auch über eine Online-Plattform zum Beispiel als virtueller Leihladen,
  • Reparatur-Workshops,
  • Community-Gartenarbeit,
  • Wissensaustausch und Skill Sharing beispielsweise in Vorträgen, Präsentationen oder Diskussionen oder durch praktische Vermittlung,
  • Maker-Events, bei denen gemeinsam an Projekten gearbeitet wird,
  • Veranstaltungen, die über nachhaltiges Leben informieren, etwa im Rahmen eines ShareFests (ein Festival des Teilens).

Shareconomy-Angebote systematisch entwickeln

Die Einbindung (potenzieller) Nutzender und anderer Stakeholder:innen in die Planung dient dazu, ihre Bedürfnisse zu berücksichtigen und kann zugleich als Werbung dienen. Verschiedene Methoden und Vorgehensweisen können Bibliotheken dafür einsetzen, wie:

Design Thinking kann als umfassenderer Ansatz für den gesamten Prozess eingesetzt werden. Dabei stehen Wünsche und Bedürfnisse von Nutzenden im Zentrum. Lösungen und Ideen werden in Form von Prototypen schnell kommunizierbar gemacht und laufend mit der Zielgruppe zurückgekoppelt.

Auch das Dragon Dreaming ist ein umfassenderer Ansatz. Als Instrument für die Durchführung von partizipativen Projekten vor allem im Bereich der nachhaltigen Gemeinschaftsentwicklung eignet es sich besonders. Es ist sowohl ein Werkzeug- und Methodenkoffer für die Gestaltung einzelner Workshops als auch eine agile ProjektmanagementMethode für die Gestaltung des gesamten Entwicklungsprozesses, der aus mehreren zugehörigen Workshops und anderen Formaten bestehen kann, als auch eine Philosophie und Haltung.

Einen groben Business Plan aufzustellen hilft, zentrale Punkte zu planen, etwa mit einer Social Lean Canvas, einer Business Model Canvas oder einer Project Canvas.

Bibliotheken können auf ihren Kernkompetenzen aufbauen

Von ihrem Wesen her sind Bibliotheken an sich schon immer Teil der Shareconomy. Wenn sie zu ihrem Ausbau beitragen, können sie einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag leisten und davon wiederum selbst profitieren. Eine Vielzahl an Vorbildern und Methoden dafür gibt es.

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Über die Autorin:
Birgit Fingerle ist Diplom-Ökonomin und beschäftigt sich in der ZBW unter anderem mit Innovationsmanagement, Open Innovation, Open Science und aktuell insbesondere mit dem “Open Economics Guide”. Birgit Fingerle ist auch auf LinkedIn zu finden.
Porträt, Fotograf: Northerncards©

Birgit Fingerle ist Diplom-Ökonomin und beschäftigt sich in der ZBW unter anderem mit Innovationsmanagement, Open Innovation, Open Science und aktuell insbesondere mit dem "Open Economics Guide". (Porträt: Copyright

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