Impact School 2018: Training für Transfer und gesellschaftlichen Impact

Die Impact School ist ein Trainingsformat, das Forscherinnen und Forschern Wissen über und Fähigkeiten für den Forschungstransfer im 21. Jahrhundert vermittelt. Die zweite Impact School: Science Transfer in the 21st Century nach dem Auftakt in 2017 fand vom 17. bis 19. September 2018 in Berlin statt. Veranstaltet wurde sie im Kontext des Leibniz-Forschungsverbunds Science 2.0 von Impact Distillery (mStats DS GmbH), dem Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft (HIIG), dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und der ZBW –Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft.

Wir sprachen mit Dr. Benedikt Fecher und Dr. Marcel Hebing, die das Konzept entwickelt und das Training auch in 2018 mit organisiert haben.

Was ist die Impact School allgemein und was ist ihr Ziel?

Die Impact School ist eine dreitägige Summer School, die Wissenstransfer und gesellschaftlichen Impact zum Thema hat und sich an Promovierende und PostDocs richtet. Wir finden es absurd, dass jeder Studierende irgendwann lernt, wie man zitiert und publiziert, aber nicht mal an Graduiertenschulen unterrichtet wird, wie man wissenschaftliche Ergebnisse in die Gesellschaft bringt. So entsteht der – im Übrigen weit verbreitete – Eindruck, Impact höre mit der Veröffentlichung eines Papers auf. Das ist natürlich Quatsch.

In den drei Tagen sollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lernen, wie sie ihre wissenschaftlichen Themen in drei unterschiedliche Zielgruppen (Politik, Medien, Wirtschaft) unterbringen. Sie sollen ein Empathievermögen für unterschiedliche Informationsbedürfnisse, ein Verständnis für Güte und Qualität im Transfer sowie eine eigene Transferstrategie entwickeln.

Was haben die Teilnehmenden der Impact School im September konkret gemacht?

Wir variieren die Inhalte von Jahr zu Jahr etwas, wobei wir stets darauf achten, dass es für jeden der drei Themenblöcke einen Theorie- und einen Praxisblock gibt. Der Theorieblock soll im Allgemeinen zentrale Akteure und Kommunikationsverhalten innerhalb der jeweiligen Zielgruppe behandeln (zum Beispiel: Wie informieren sich Politikerinnen und Politiker über wissenschaftliche Inhalte? Was macht der wissenschaftliche Dienst?).

Bei den Praxisblöcken erarbeiten die Teilnehmenden eigene Transferformate für ihre Inhalte (zum Beispiel ein Policy Paper). Weiterhin laden wir für jeden Themenblock anerkannte Expertinnen und Experten sowie Praktikerinnen und Praktiker ein. Zum Beispiel veranstalten wir am Abend des Wirtschaftstags ein Meetup, zu dem wir Entrepreneurs einladen, die aus der Wissenschaft heraus gegründet haben. Am Politiktag veranstalten wir ein Panel, bei dem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die selbst wissenschaftliche Politikberatung betreiben, von ihrer Arbeit berichten.

Die Impact School hat bisher zweimal stattgefunden. Was sind wiederkehrende Erfahrungen und bisher gewonnene Erkenntnisse?

Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es für die Teilnehmenden zwar schwer ist, aus der eigenen Komfortzone herauszutreten. Wenn sie das aber tun, merkt man, dass sie Gefallen an neuen Denkmodellen finden und auch davon profitieren.

Ein gutes Beispiel ist eine Gruppe von Alumni der Impact School von der Uni Warschau, die den Business Model Canvas, den sie bei der Impact School kennengelernt haben, für ein Antragsvorhaben angewandt haben und damit erfolgreich waren. Für die nächste Impact School möchten wir noch stärker ein eigenes Transferkonzept und einen Rahmen für die individuelle Impact-Strategie entwickeln und den Teilnehmenden vermitteln. Zudem wollen wir Open Educational Resources entwickeln, denn wir glauben, dass die Inhalte der Impact School an vielen Unis und Graduiertenschulen gebraucht werden könnten.

Wie hängt die Impact School mit Open Science zusammen?

Open Science wird oft rein introspektiv verstanden, als Prinzip für die interne wissenschaftliche Wertschöpfung. Man fragt, wie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Infrastrukturen nutzen, wie sie Daten und Artikel teilen, und wie sie kollaborieren. So kann Offenheit sehr schnell zum Selbstzweck werden.


Generell muss Offenheit einem Zweck dienen, etwa der qualitativen Verbesserung wissenschaftlicher Prozesse oder der Effizienzsteigerung. In diesem Sinne kann Offenheit aber auch als offen nach außen verstanden werden. Das heißt, wie wirkt Wissenschaft in die Gesellschaft? Wie schaffen wir es, dass relevante Erkenntnisse disziplinäre Schranken überwinden und für gesellschaftliche Stakeholder nutzbar gemacht werden.

Es sind mehrere Partner an der Impact School beteiligt, unter anderem das Startup Impact Distillery. Welche größere Vision steckt dahinter?

Die Impact Distillery versteht sich als Think-and-Do-Tank. Wir arbeiten daran, dass wissenschaftliche Erkenntnisse oder auch andere Formen von Wissen, beispielsweise in Unternehmen, nicht nur irgendwie archiviert und dokumentiert werden, sondern auch praktisch angewendet werden – also Impact generieren.

Impact beginnt dabei bereits bei der Erzeugung qualitativ hochwertiger Datenbestände. Daraus werden dann Erkenntnisse gewonnen und deren wahrer Impact zeigt sich dann in der praktischen Umsetzung.

Unsere Fragen beantworteten: Dr. Benedikt Fecher und Dr. Marcel Hebing

Seit 2017 leitet Dr. Benedikt Fecher das Forschungsprogramm “Lernen, Wissen, Innovation” am Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft. Das Programm behandelt Themen im Schnittfeld von Wissenschaft und Digitalisierung sowie Bildung und Digitalisierung. Benedikt ist zudem Mitherausgeber des Blogjournals Elephant in the lab, das sich kritisch mit dem Wissenschaftssystem auseinandersetzt, und Teil des Editorial Boards des Open-Access-Journals “Publications”. In seiner Forschung beschäftigt sich Benedikt mit Fragen der Governance von Wissenschaft und Innovation, insbesondere mit den Themen Impact und Third Mission, Open Science / Open Access und Forschungsinfrastrukturen.

Dr. Marcel Hebing ist Data Scientist, Gründer der Impact Distillery (mStats DS GmbH) und Assoziierter Wissenschaftler am Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft (HIIG). Sein fachlicher Hintergrund in der Informatik, Soziologie und Statistik gibt ihm eine wertvolle und seltene Perspektive auf Fragen der Datenqualität in der Statistik, der Interpretation von Daten und der Anwendung von Machine-Learning-Methoden. Marcel Hebings Arbeit konzentriert sich auf drei Bereiche: (1) das Gewinnen von belastbaren und anwendungsorientierten Erkenntnissen mithilfe von klassischer Statistik und Methoden des Machine Learning, (2) den Aufbau von hochgradig automatisierten Infrastrukturen für das Management und die Analyse von Daten sowie (3) die Sicherung höchster Qualitätsansprüche im gesamten Lebenszyklus eines Analyseprojekts. Dies unterstützt die Gewinnung nachhaltiger Entscheidungen im sozialen, politischen oder wirtschaftlichen Bereich. Marcel Hebings Arbeitserfahrung umfasst unter anderem den Aufbau von Software-Infrastruktur für das Sozio-Oekonomische Panel (SOEP, eine der weltweit größten Datenerhebungen im Bereich der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften), während seiner sieben Jahre am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin).

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