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Während Markenartikelhersteller die soziale Foto-Plattform Instagram zunehmend für sich entdecken, scheinen Bibliotheken mit hoher Reichweite dort bislang eine Ausnahmeerscheinung zu sein. Können Bibliotheken zwischen Dekorationstipps und Highlights aus privaten Alltagsgeschichten einen festen Platz finden? Wie lassen sich hohe Interaktionsraten erzielen?

Neben Pinterest gehört die Foto-Plattform Instagram zu den am stärksten wachsenden Social Networks weltweit und in Deutschland. Hinsichtlich der Anzahl der aktiven Nutzer hat das zu Facebook gehörende Social Network bereits Twitter überholt. Die mobiloptimierte Plattform profitiert sowohl vom Trend zur mobilen Nutzung sozialer Netzwerke als auch von der wachsenden Bedeutung von visuellem Content.

Einige privat gestartete Instagrammer haben eine so große Popularität erzielt, dass sie ihren Instagram-Auftritt mittlerweile professionalisiert haben. Alles deutet auf eine stärkere Nutzung von Instagram durch Unternehmen hin. Insbesondere Markenanbieter wollen von den besonders hohen Interaktionsraten bei Instagram profitieren.

Filter, Hashtags und Quadrate

Markenzeichen von Instagram ist die Verwendung quadratischer Fotos. An diesem Format kommt niemand vorbei, der hier Fotos und Videos teilen möchte. Hochgeladene Fotos können mit Filtern schnell hübsch gemacht und Microblogging-mäßig mit kurzen Texten versehen werden. Sie werden automatisch öffentlich geteilt und können bequem in anderen sozialen Netzwerken wie Facebook geteilt werden. Hashtags sind zentral, um bei Instagram gefunden zu werden. Wie bei anderen Plattformen üblich folgt man anderen Instagrammerinnen, kommentiert und “liked” Fotos.

Zwei US-Bibliotheken als einsame Spitzenreiter

Einsam an der Spitze der Bibliotheken auf Instagram scheint die LeClaire Community Library mit ihrer Maskottchen-Giraffe Stretch T. zu liegen. Sie weist 102.000 Follower auf (Stand 9.2.2015 wie folgende Zahlen). Es folgt die New York Public Library mit mehr als 70.000 Followern.

Die nächstgrößeren Bibliotheken bei Instagram sind mit jeweils um die 1.700 Follower die British Library und die Burlingame Library. Die Followerzahlen deutscher Bibliotheken bewegen sich bei Instagram bislang allenfalls im unteren Hunderter Bereich. Die Stadtbibliothek Erlangen mit mehr als 250 Followern scheint hier zur Spitzengruppe zu gehören.

Auch beim Vergleich von Universitätsauftritten zeichnet sich ein ähnliches Bild ab: Während es in den USA einige Universitäten mit vielen tausend Followern auf Instagram gibt, etwa die University of Michigan mit fast 54.000 Followern, scheint das Niveau im deutschsprachigen Bereich derzeit deutlich niedriger zu liegen. Zu den Spitzenreitern gehören hier wohl die Universität Wien mit cirka 2.300 Followern und die Ruhr-Universität Bochum mit etwas mehr als 900 Abonnenten. Manche Universitäten rufen zu Cross-Postings zwischen Instagram und Pinterest auf, etwa die University of Michigan, die auf ihrer Pinterest-Pinnwand #UMinstagram auf ihren Instagram-Account und den Hashtag #umsocial aufmerksam macht.

Instagram-Blog-Text-Grafik

Was liegt im Trend?

Fast jede Bibliothek auf Instagram postet Bilder mit Buchcovern, die durch Menschen, Tiere, Gegenstände, Pflanzen und andere Motive aus dem Umfeld der jeweiligen Bibliothek ergänzt werden. Ob nun ein Buchcover seitlich ergänzt wird, von oben oder der Buchrücken im Ganzen vervollständigt wird, spielt kaum eine Rolle. Auch nicht, ob eine einzelne oder gleich mehrere Personen das Buchcover ergänzen. Alle machen mit!

Unter dem Hashtag #emojibooks dagegen findet man viele bunte Emojis, eine Bildersprache, die aus kleinen bunten Bildern besteht und gerne als Kurzschrift in Handynachrichten verwendet wird. Die Aufgabe für die Community: das aus Emoji-Zeichen bestehende Bilderrätsel zu lösen und den Buchtitel zu erraten. Um ein Beispiel zu nennen: Auf einem Instagram-Post sind ein Füllfederhalter und ein rotes Herz zu sehen und gesucht wird der Titel „Tintenherz“ von Cornelia Funke.

#letmelibrarianthatforyou und #libraryshelfie

Die New York Public Library setzte mit ihren Ablichtungen von Karteikarten mit Fragen an die Bibliothek (aus Zeiten vor dem Internet) und dem Hashtag #letmelibrarianthatforyou einen Trend, den auch andere Bibliotheken gerne aufgriffen.

Genauso verhält es sich mit dem #libraryshelfie Hashtag. Dieser neue Trend – (vermutlich) ausgelöst durch den #libraryshelfieday am 28. Januar – regt auch viele Nutzer aus der Community an, eigene Bilder zu dem Hashtag hochzuladen.

Was in regelmäßigen Zeitabständen immer mal wieder angesagt ist: Bilder aus der Bibliothek, vom Gebäude, von Veranstaltungen und von Ausstellungen einzustellen.

Authentisch und unterhaltsam im Dialog

Für den Erfolg bei Instagram scheint ähnliches wie für Pinterest zu gelten: Instagram eignet sich zum Storytelling, um authentisch Geschichten jenseits von klassischer Werbe- oder PR-Kommunikation zu erzählen. Es eignet sich, um eine emotionale Bindung an eine Marke zu erzeugen. Schöne Fotos, lustige Aktionen, ein Blick hinter die Kulissen, die Interaktion mit Followern, Instagram-Fotowettbewerbe, die Herstellung von Verbindungen zwischen „physischer“ und virtueller Welt können geeignete Mittel dafür sein. Eben alles, was sich interessant für die angestrebte Zielgruppe in quadratische Fotos verpacken lässt.

Authentisch sein, Menschen in den Vordergrund stellen und dialogorientiertes Kommunizieren gehören denn auch zu den Tipps der NYPL für andere Bibliotheken bei Instagram.

Alles in allem scheint sich Instagram wie auch Pinterest gut zu eignen, um Follower mit visuellen Ideen und mit Storytelling an die eigene Bibliothek zu binden. Im Gegensatz zu Pinterest verfügt es aber nicht über dessen Vorzüge als Inspirations- und Ordnungstool, sondern konzentriert sich auf die Foto-Kanäle.

 

icon_link Weiterführende Informationen: 

9 Interesting Ways to Use Instagram for Your Library

20 Ways to Make People Fall in Love With Your Instagram: A Guide for Libraries and Other Cultural Institutions

Five ways libraries are using Instagram to share collections and draw public interest

Infographic: Scientifically proven ways to get more Instagram engagement

Instagram Marketing: Your Complete Guide to Instagram Success

(University) Libraries on Instagram

The 10 Best Book-Related Instagram Accounts

Birgit Fingerle ist Diplom-Ökonomin und beschäftigt sich in der ZBW unter anderem mit Innovationsmanagement, Open Innovation, Open Science und aktuell insbesondere mit dem "Open Economics Guide". (Porträt: Copyright

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