Disruptive Innovationen vs. Bibliotheken, Teil II: Werden wie die Dampfschiffbauer

Bibliotheken waren lange Zeit unangefochtene Anbieter auf dem Informationsmarkt. Doch gerade sehr erfolgreiche Anbieter können obsolet werden, wenn sich eine neue Technologie scheinbar unerwartet durchsetzt. Beispiele wie das aus dem Schiffbau gibt es viele. Dabei hätten die betroffenen Anbieter in vielen Fällen vorgewarnt sein können. Was können Bibliotheken daraus lernen?

An Bibliotheken führte für Studierende, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und die breite Bevölkerung auf der Suche nach Informationen lange Zeit kein Weg vorbei. Doch die Wege, auf denen die Zielgruppen von Bibliotheken an Informationen kommen, sind vor allem dank der Möglichkeiten im Web 2.0 vielfältiger geworden.

Auch wenn sich viele neue Angebote, manche Science 2.0-Anwendung etwa, noch nicht in der Breite durchgesetzt haben oder das Angebot von Bibliotheken bislang eher zu ergänzen scheinen: das Potential ist vorhanden, dass sie Bibliotheken in die Enge drängen könnten. Um nicht den gleichen Fehler zu begehen wie die Segelschiffbauer, sollten Bibliotheken nicht ausschließlich auf die Wünsche ihrer bestehenden Kundinnen und Kunden hören. Denn diese könnten sie im Falle disruptiver Innovationen in die Irre leiten. Auch bislang noch nicht ausgereifte Technologien und Anwendungen, die für die eigenen Kundinnen und Kunden noch nicht interessant sind, sollten Bibliotheken daher im Auge behalten, und gleichzeitig auch immer wieder auf ihre Nicht-Kundinnen und –Kunden schauen: Was lässt sich von ihrem Verhalten lernen? Warum „brauchen“ sie keine Bibliotheken?

Nicht allein auf Kundenwünsche hören

Zum Grundlagenwissen im Innovationsmanagement gehört, dass für erfolgreiche Innovationen sowohl die Wünsche der (potentiellen) Kundinnen und Kunden (Market Pull), als auch die Erkundung dessen, was technisch machbar wäre (Technology Push), einbezogen werden sollte. So kann auch latenten, unbewussten Kundenbedürfnissen entsprochen werden, die Innovationen haben tendenziell einen höheren Neuigkeitsgrad – und es wird vermieden, dass zu sehr auf die vorhandenen Kundinnen und Kunden fokussiert wird.

Den Innovationsmanagement-Blick trainieren

Generell ist es hilfreich, einen Innovationsmanagement-„Blick“ aufzusetzen, um der Gefahr durch disruptive Innovationen vorzubeugen. Also zu analysieren, ob die Bedingungen für Innovationen in der eigenen Bibliothek optimal sind, und sie gegebenenfalls zu verbessern. In den folgenden Blogposts werden zudem drei konkrete Methoden vorgestellt:

innovation

 

  • Durch Perspektivwechsel vorbeugen.
  • Wachsam sein: Trends und die Entwicklung neuer Technologien beobachten und analysieren.
  • Das Geschäftsmodell überprüfen.

 

Autorin: Birgit Fingerle (ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft; Soziale Medien, Stabsstelle Innovationsmanagement)

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Birgit Fingerle ist Diplom-Ökonomin und beschäftigt sich in der ZBW unter anderem mit Innovationsmanagement, Open Innovation, Open Science und aktuell insbesondere mit dem "Open Economics Guide". (Porträt: Copyright

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