Tod der klassischen Website: Facebook saugt die Nutzer aus dem Netz

Sicher, macht es Sinn, für Fachportale und Kataloge eigene Seiten im Netz zu betreiben. Die Frage ist: Wie lange noch? Vor ein paar Tagen hatte ich bereits über das große schwarze Loch Facebook geschrieben, das immer mehr Traffic in sich aufsaugt; aus dem einen Grund, weil eben auch immer mehr Nutzer dort verweilen. Diese These hat nun erneut den Rücken gestärkt bekommen.

Gerade ist eine neue Studie mit dem selbsterklärenden Namen “The Effect of Social Networks and the Mobile Web on Website Traffic and the Inevitable Rise of Facebook Commerce” (PDF, s. a. unten) von Webtrends durchgeführt worden. Im Mittelpunkt der Untersuchungen stand die Besucheranalyse von 44 Websites bekannter US-Unternehmen (Fortune 100). Und das Fazit ist ziemlich eindeutig: Bei 40 Prozent von ihnen wurde ein signifikanter Rückgang der Zugriffe festgestellt. Im Gegenzug stieg diametral der Traffic auf der jeweiligen Facebook-Page. Besonders Unternehmen, die nicht auf E-Commerce spezialisiert sind, erleben derzeit einen Boom in sozialen Netzwerken. Ein Beispiel? Gerne. Hier die Traffic-Untersuchung von Disney und Coca-Cola:

Der blaue Balken zeigt jeweils den Facebook-Traffic, der rote Balken (sofern erkennbar) zeigt die Besucherzahlen der Websites an.

Bei E-Commerce-Angeboten sind die klassischen Webpräsenzen noch halbwegs gut etabliert, was an zum einen an technischen Hürden und zum anderen an tauglichen Bezahlmodellen innerhalb sozialer Netzwerke liegt. Doch auch hier dürfte das Verhältnis bald kippen.

Was sagt uns das? Dass Informationszentren ihre Anstrengung nicht länger ausschließlich auf isolierte Fachportale konzentrieren sollten. Ausgeklügelte Suchfunktionen, schicke Relevanz-Algorithmen – das alles wird hinfällig, wenn es nicht dort passiert, wo sich die Nutzer aufhalten. Vielmehr sollte man an einer sauberen Integration der eigenen Angebote in sozialen Netzwerken feilen. Im gleichen Moment bedeutet das aber auch, dass die Abhängigkeit von Facebook und Co. weiter wächst. Anders als klassische Websites unterliegen die Angebote nicht länger der eigenen Kontrolle: Facebook kann jederzeit (und mit jedem Recht) praktisch über Nacht Seiten sperren, löschen, Features entfernen oder hinzufügen. Doch dieses Risiko muss eingegangen werden. Wer nicht mitspielt, wird ausmanövriert. Denn was wäre passiert, wenn Unternehmen wie beispielsweise Disney oder Coca-Cola nicht den Schritt ins Social Web gewagt hätten?

https://www.zbw-mediatalk.eu/wp-content/uploads/2011/03/Webtrends-Adgregate_Social_Commerce_Whitepaper_03172011.pdf

Bild: Flickr – Fotograf: parfeniukas

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