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Personal Training gibt es schon lange – nun haben es einige geschäftstüchtige Trainer auch online für sich entdeckt. Egal, ob es ums Abnehmen geht oder darum, fitter zu werden, Online Personal Training soll dabei unterstützen, eigene Ziele zu erreichen. Ein Modell für Bibliotheken?

Personal Training bezeichnet die 1:1-Betreuung von Kundinnen oder Kunden, teilweise auch von Kleingruppen, und stammt aus dem Fitnessbereich. Findige Anbieter haben dieses Konzept auf den Online-Bereich übertragen. Einige anscheinend mit beachtlichem Erfolg, nachfolgend eine kleine Auswahl.

Das Versprechen: In 10 Wochen dank Online-Support zur Traumfigur

Body Change, das 10 Wochen-Programm des aus dem Fernsehen bekannten Detlef D! Soost wirbt mit Hunderttausenden Teilnehmenden. Ebenfalls in zehn Wochen dank Fitness und bewusster Ernährung den eigenen Körper zur Traumfigur umzubauen, verspricht Size Zero. Individuelle Beratung im Kraftsport, auch über Skype oder Social Media bietet Daniel Gildner. Betreuung 24 h am Tag gibt es beim Figurtrainer. Body IP verspricht Muskelaufbau und den schnellsten Weg zum eigenen Wunschkörper. Unterstützung unter anderem mit Hilfe einer geschlossenen Facebook-Gruppe, bietet der Personal Trainer Karlsruhe. Einen Schwerpunkt auf die Ernährung legt hingegen der Calory Coach.

Das Prinzip

Alle diese Angebote bieten eine mehr oder weniger umfangreiche Mischung aus vorgefertigten Prozessen und Informationen, Videos, maßgeschneiderten Anleitungen, Tipps und Hilfestellungen, Apps zur Dokumentation der eigenen Fortschritte – kombiniert mit individueller Unterstützung. Diese erfolgt teilweise durch eine unterstützende Online Community, teilweise als 1:1-Online-Betreuung (natürlich auch kostenpflichtig). Die zunehmende Verbreitung von Wearables wie Fitnesstrackern und Smartwatches wird die Entwicklung des Online Personal Trainings vermutlich weiter verstärken. Lässt sich jenseits von Kalorienzählen und der Optimierung der eigenen Fitness aus dieser Entwicklung etwas lernen?

Anwendung für Einführungsveranstaltungen

Ein Beispiel für die Anwendung im wissenschaftlichen Bereich liefert die Universität Michigan, die für Einführungsveranstaltungen ein individuelles Online-Training konzipiert hat. Der E2Coach gibt maßgeschneidertes Feedback und Anregungen zu den persönlichen Lernfortschritten. Damit wird dem Zustand Rechnung getragen, dass jede Studentin, jeder Student anders lernt, dass es aber gerade bei massenhaft besuchten Einführungsveranstaltungen gar nicht möglich ist, alle von Seiten der Lehrenden individuell zu betreuen.

In 10 Wochen dank Personal Training zur “Informationsfitness”?

Personal Training soll die Erreichung eigener Ziele unterstützen. Lässt sich dieses Prinzip darauf übertragen, das eigene Referat, die eigene Seminararbeit oder Doktorarbeit erfolgreich fertigzustellen? Vielleicht könnten Bibliotheken sich vom Personal Training Anregungen holen, um ihre Kundinnen und Kunden mit individuelleren Online Services bei der Verwirklichung ihrer Ziele im Kontext ihres Bibliotheksangebots zu unterstützen?

Wenn man den vermutlich beträchtlichen hohen organisatorischen Aufwand erst einmal ausklammert: Wie könnten solche Angebote sinnvoll gestaltet sein? Welche Zielgruppen mit welcher Motivation könnten angesprochen werden? Wie könnten die unterschiedlichen Zielsetzungen mit passgenauen Angeboten unterstützt werden? Wie könnte etwa ein 10-Wochen-Programm bis zum erfolgreich abgehaltenen Referat aussehen? Welche Bereiche könnten automatisiert abgedeckt werden? In welchen Fällen könnte eine Community unterstützen? Wann wäre eine direkte Interaktion mit Bibliotheksmitarbeiterinnen und –mitarbeitern wichtig?

Die Technik ist da – Wie wird sie sinnvoll verknüpft?

Auch wenn im Einzelfall Details wie der Aspekt des Datenschutzes geklärt werden müssten: Eine Reihe vorhandener sozialer Medien eignet sich prinzipiell dafür: Von Videos bei YouTube, Foto-Microblogging bei Instagram, der Video-„Telefonie“ via Skype oder Hangouts bis zum Instant Messaging beispielsweise via Whatsapp.

Falls Sie Bibliotheken kennen, die integrierte Angebote nach Art des „Online Personal Training“-Angebote erfolgreich anbieten: Hinweise sind gerne gesehen!

 

Autorin: Birgit Fingerle (ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft; Soziale Medien, Stabsstelle Innovationsmanagement)

 

 

Birgit Fingerle ist Diplom-Ökonomin und beschäftigt sich in der ZBW unter anderem mit Innovationsmanagement, Open Innovation, Open Science und aktuell insbesondere mit dem "Open Economics Guide". (Porträt: Copyright

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