Working Out Loud: Wie digitale Collaboration und Open Science gefördert werden

Working Out Loud (WOL) ist eine Methode, die Vernetzung und zielgerichtete Collaboration fördert. Sie wurde von John Stepper entwickelt und in seinem Buch Working Out Loud: For a Better Career and Life beschrieben.

Working Out Loud stellt eine Möglichkeit dar, systematisch Beziehungen aufzubauen, die auf die eine oder andere Weise hilfreich sind, etwa um ein Ziel zu erreichen oder um sich in ein neues Thema einzuarbeiten. Working Out Loud fördert also das vernetzte Arbeiten in Netzwerken, das heutzutage dank sozialer Netzwerke möglich und gefordert ist. Damit stellt es eine geeignete soziale und organisationale Antwort auf die Digitalisierung dar und fördert das Erlernen von digitaler Collaboration.

Working Out Loud als zentrale Fähigkeit für digitale Arbeit

Zu den Elementen von WOL gehört das Sichtbarmachen der eigenen Arbeitsschritte in digitalen Medien, vor allem auf Twitter (#WOL). Es werden also nicht nur die Ergebnisse der eigenen Arbeit veröffentlicht, sondern es wird auch der Weg dorthin kommuniziert. Damit verbunden sind eine erhöhte Sichtbarkeit der eigenen Arbeit und die Hoffnung auf Feedback, das zu ihrer Verbesserung und zum Aufbau von Netzwerken führt. Insbesondere können so auch interdisziplinäre Beziehungen und Zusammenarbeit profitieren. Zugleich ist WOL eine Methode, die das gemeinsame Lernen, die persönliche Entwicklung ebenso wie die Gruppenentwicklung fördert.

Zum Aufbau und zur Festigung von Beziehungen trägt man bei, indem man überlegt, welche wertvollen Beiträge man für die anderen Personen erbringen kann, etwa dass man eigene Arbeitserfahrungen mit ihnen teilt. WOL ist damit nicht nur eine Methode und Verhaltensweise, sondern auch eine Einstellung. So entstehen Verbindungen und Vertrauen als Basis für Kooperation und Collaboration.

Die eigene Arbeit wird mit WOL wirkungsvoller, weil man Zugang zu mehr Menschen und anderen Möglichkeiten hat, die einem helfen können. Das größere Netzwerk führt zudem dazu, dass man sich unter anderem verbundener fühlt und als kompetenter wahrnimmt, und noch mehr darüber herausfindet, was man selbst möchte und was man anderen anbieten kann.

Working Out Loud: Hilfreich für Open Science?!

Working Out Loud eignet sich damit auch gut für die Öffnung der Wissenschaft. Sowohl auf der Ebene des Individuums als auch auf der Ebene der Open-Science-Bewegung.

Forschende oder Bibliotheken könnten also mit WOL Open Science praktizieren. Dazu gehört, etwa in Blogposts oder Tweets nicht nur die eigenen Forschungsergebnisse zu veröffentlichen, sondern von Beginn an auch über Ziele und Arbeitsschritte zu berichten.

Ein hilfreicher Nebeneffekt des Working-Out-Loud-Ansatzes: Er zwingt dazu, verständlich zu kommunizieren, um verschiedene Stakeholder zu erreichen, und öffnet so Diskussionen. So können neue Ansatzpunkte für Citizen Science entstehen.

Auch für die Verständigung zwischen Forschenden, Bibliotheken und Open-Science-Förderern beziehungsweise -Infrastrukturentwicklern könnte Working Out Loud sein wertvolles Potential entfalten. So kann es zum geforderten Brückenschlag zwischen den Bereichen beitragen. Insofern stellt Working Out Loud einen wertvollen Ansatz für eine stärkere Durchsetzung von Open Science dar.

Working Out Loud in Organisationen

WOL könnte für die Entwicklung und Vernetzung innerhalb und außerhalb von Bibliotheken sinnvoll sein. Denn WOL ist eine Möglichkeit, sich auch innerhalb der Organisation besser zu vernetzen, Silodenken zu verhindern und Abteilungsgrenzen zu überwinden, um mehr und besser zusammenzuarbeiten. Das in der Organisation vorhandene Wissen wird besser zugänglich. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhalten die Möglichkeit, sich besser einzubringen und ihre intrinsische Motivation zu entfalten.

Dadurch entstehen fast unweigerlich mehr Agilität, Innovation und Collaboration in der Organisation; ein organisationaler Wandel, der Spaß bringt. WOL hilft Organisationen auch durch das Fördern einer passenden Organisationskultur und Lernkultur, sich besser an die VUCA Welt anzupassen. Große Unternehmen wie Bosch, Continental und Siemens setzen WOL dafür bereits erfolgreich ein.

Darüber hinaus kann Working Out Loud Bibliotheken und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in sozialen Medien sichtbarer machen.

Systematischer Einstieg mit Working Out Loud Circles

Zum Einstieg in Working Out Loud können das Buch Working Out Loud: For a Better Career and Life, die Website workingoutloud.com und ein TEDx Talk von John Stepper dienen.

Außerdem gibt es WOL-Communities bei Facebook und bei LinkedIn, sowie die Möglichkeit, John Stepper direkt via Twitter zu kontaktieren.

Als erster Schritt wird die Einrichtung eines oder Beteiligung an einem Working Out Loud Circle empfohlen. Die Circles wurden für einen Einstieg in WOL mit gegenseitiger Unterstützung konzipiert. Ein Working Out Loud Circle läuft standardmäßig über zwölf Wochen. Bei wöchentlichen 60- minütigen Treffen kommt man mit drei oder vier weiteren Mitgliedern des Circles zusammen und praktiziert gemeinsam Working Out Loud im Learning by doing. Dank bestehender Circle-Leitfäden, die den Ablauf der Treffen beschreiben, kann direkt losgelegt werden.

Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer des Circles definiert für sich zu Beginn ein individuelles Ziel. Im Laufe der zwölf Wochen knüpft man Beziehungen, die einem dabei helfen können, dieses Ziel dank Expertise und Ideen anderer Personen zu erreichen. Mit Hilfe kurzer praktischer Übungen lernt man, diese Beziehungen zu knüpfen. Am Ende der Zeit haben alle Teilnehmenden ein größeres und diverseres Netzwerk, das sich aus Personen zusammensetzt, die einen auf dem Weg zum eigenen Ziel voranbringen. Vor allem wird man ein Verhalten erlernt haben, das man in Hinblick auf jedes Ziel anwenden kann. Und es werden sich Möglichkeiten auftun, die man sich vorher nicht einmal vorgestellt hätte.

Die wöchentlichen Circle-Treffen können persönlich vor Ort oder auch per Videoübertragung durchgeführt werden, unabhängig von Organisationen genauso wie innerhalb einer Organisation. Der Inhalt der Meetings ist vertraulich. Es gibt aber auch erste Beispiele von öffentlichen Working Out Loud Circles, die dies als Methode des gemeinsamen Lernens nutzen.

Digitale Collaboration in Bibliotheken und für Open Science

Letztlich beinhaltet Working Out Loud, dass man sich über drei grundlegende Fragen immer wieder Klarheit verschafft:

  1. Was möchte ich erreichen?
  2. Wer hat etwas mit meinem Ziel zu tun?
  3. Was kann ich für andere Menschen beitragen, um unsere Beziehung zu stärken?

Diese Klarheit und die neuen Netzwerke fördern digitale Collaboration in Bibliotheken, Wissenschaft und im Sinne von Open Science, ebenso wie in großen Konzernen, die es bereits praktizieren.

Wer wendet bereits Working Out Loud an, um damit Open Science gezielt zu stärken? Wer kennt Beispiele für Bibliotheken, Infrastruktur- oder Wissenschaftsorganisationen, in denen es Working Out Loud Circles gibt? Über Hinweise freuen wir uns.

Weiterführende Informationen:

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Birgit Fingerle ist Diplom-Ökonomin und beschäftigt sich in der ZBW unter anderem mit Innovationsmanagement, Open Innovation, Open Science und aktuell insbesondere mit dem "Open Economics Guide". (Porträt: Copyright

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