Google Books: Richter Chin setzt Deadline für eine Einigung

Wenn man der Nachrichtenagentur Reuters Glauben schenken darf (und das kann man meistens), ist Denny Chin derzeit ziemlich übellaunig: Der Richter aus Manhattan ist der verantwortliche Entscheider in Sachen Google Book Settlement. Noch immer hat die Suchmaschine mit Autoren und Rechteverwertern keine Einigung erzielen können – das Verfahren zieht sich seit sechs Jahren wie ein Kaugummi hin. Deshalb hat sich Chin nun dazu entschlossen, den Streitparteien eine Deadline zur Einigung zu setzen: Sofern am 15. September 2011 kein tragfähiges Ergebnis auf dem Tisch liegt, wird er der Dinge in die eigenen Hände nehmen und entscheiden, wie das Verfahren weiter laufen soll.

Chin selbst hatte die Verhandlungen im März durcheinandergewirbelt, als er Googles Angebot, den Autoren als Einmalzahlung 125 Millionen Dollar zukommen zu lassen (und dafür den ganzen Disput zu vergessen), stoppte. Der Deal würde viel zu weit gehen, Google zeige “monopolistische Tendenzen” und handle “weder fair noch angemessen”. Nicht nur die Verleger freuten sich, auch Amazon und Microsoft klatschen in die Hände.

Der Richter beharrt darauf, dass es keinen Pauschalausgleich geben kann. Autoren müssen aktiv zustimmen, dass ihre Werke in Googles Bücherprojekt aufgenommen werden dürfen – ein nachträgliches einfaches Opt-Out sei keine Alternative.

Derzeit sieht es so aus, als bemühe sich Google um eben eine solche Lösung. “Wir arbeiten sehr eng mit Autoren und Verlagen zusammen, um eine Vielzahl an Optionen im Sinne des Gerichtsurteils zu auszuloten”, erzählte ein Google-Mitarbeiter AFP. Doch für die Suchmaschine steht jetzt schon fest: “Wir auch immer das Ergebnis aussehen wird, wir werden weiterhin Bücher such- und nutzbar in Google Books und Google eBooks machen.”

Google hat bis heute über 15 Millionen Bücher digitalisiert – teils in der rechtlichen Grauzone, da Werke den Autoren nicht immer zugeordnet werden konnten. Demgegenüber haben es alle EU-Mitglieder zusammen übrigens bis heute auf gerade einmal 1,2 Millionen Scans gebracht. Im Jahr 2020 will Google 130 Millionen Bücher digitalisiert haben.

Diesen Blogpost teilen:
Webcam am Standort Hamburg Scoopcamp 2016: Storytelling, Bots & Innovationstools Total absurd: Wenn von der Bibliothek nur die Theke bleibt [Umfrage]

View Comments

Schneller, weiter, höher: Das Social Web beschleunigt sich dramatisch
Nächster Blogpost