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Impact ist ein immanenter Faktor im Wissenschaftssystem, der meist auf der Messung von Zitationen basiert. Ein hoher Impact kann sich positiv auf die Aufstiegschancen im kompetitiven Karrieresystem der Wissenschaft auswirken. Daher ist es ein natürliches Bestreben von Forschenden, den wissenschaftlichen Impact zu optimieren und beispielsweise in entsprechenden Journals mit einem hohen Impact Factor (IF) zu publizieren.

Impact außerhalb der Wissenschaft

Befinden sich Forschende in ihrem Denken an Impact zu sehr in einer wissenschaftlichen Blase? Impact von Forschung kann auch außerhalb des Wissenschaftssystems stattfinden. Forschungsergebnisse können beispielsweise im Sinne von Open Science für eine breitere Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, direkt durch die Forschenden oder über Mediatoren wie Journalisten. Das fördert die Akzeptanz bei Bürgerinnen und Bürgern, was in Zeiten zunehmenden Zweifels an der wissenschaftlichen Autorität von immenser Bedeutung ist.

In unserer täglichen Arbeit als Forschende werden wir ständig mit Aspekten von Impact konfrontiert, beispielsweise dem Impact-Faktor bei Publikationen. Aber kaum jemand fragt sich, was Impact genau umfasst beziehungsweise wie wir ihn außerhalb des wissenschaftlichen Elfenbeinturms generieren.

— Marcel Hebing von der impact·distillery und dem DIW Berlin

Ebenso gibt es die Möglichkeit, wissenschaftliche Ergebnisse in einem unternehmerischen Umfeld zu nutzen und zu tragfähigen Geschäftsmodellen weiterzuentwickeln. Verschiedene Förderprogramme, wie das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie in Deutschland angebotene EXIST, zielen auf solche Existenzgründungen in der Wissenschaft ab. Zuletzt ist die Politikberatung ein weiteres Feld wissenschaftlichen Impacts: Wissenschaftliche Erkenntnisse werden an politische Entscheidungsträger vermittelt, damit diese sich in einem Themenfeld informieren und Erkenntnisse in politische Debatten und Entscheidungsfindungsprozesse einfließen können.

Training zur Optimierung nicht-akademischen Impacts

Umfassende Programme zur Optimierung des Impacts in “Medien und Gesellschaft”, “Wirtschaft” und “Politik” sind rar und somit fehlt den meisten Forschenden das notwendige Wissen und Handwerk.

Auf genau diese Lücke zielt die “Impact School: Science Transfer in the 21st century” ab. Das Konzept haben Marcel Hebing und Benedikt Fecher (HIIG) erdacht. Es besteht aus einem dreitägigen Training für eben diese drei Bereiche und richtet sich primär an fortgeschrittene Doktoranden und Post-Docs. Zu jedem Themenblock gibt es dabei sowohl theoretische als auch praktische Hands-On-Sessions, in den beispielsweise Forschungsergebnisse visualisiert, ein Geschäftsmodell exemplarisch entwickelt oder die Inhalte eines “Policy Paper” skizziert werden.

“Uns war wichtig, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer verstehen, dass man wissenschaftliche Ergebnisse für unterschiedliche Zielgruppen unterschiedlich aufbereiten muss. Der klassische Artikel ist nicht das optimale Mittel, um Politiker oder Bürger zu erreichen. Selbst in der Wissenschaft hat er als alleiniger Wissensträger eigentlich ausgedient”, sagt Benedikt Fecher.

Die erste Impact School fand vom 29. November bis 01. Dezember 2017 in Berlin statt, und wurde im Kontext des Leibniz-Forschungsverbunds Science 2.0 von impact·distillery, dem Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft (HIIG), dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin, und der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft organisiert. Dabei kamen rund 20 Teilnehmende aus verschiedenen europäischen Ländern und unterschiedlichen Disziplinen zusammen, um mehr über nicht-akademischen Impact zu lernen und sich darüber auszutauschen. Alle Teilnehmende mussten sich im Vorfeld über ein Motivationsschreiben bewerben und wurden über Begutachtungsverfahren ausgewählt.

Aufbau einer Impact Community

Es ist angedacht, die Impact School in 2018 wieder in Kooperation mit dem Leibniz-Forschungsverbund Science 2.0 durchzuführen. Aber darüber hinaus will die impact·distillery eine “Impact Community” aufbauen und das Format weiterentwickeln und ausweiten. Denn auf der einen Seite gibt es offenbar den Bedarf an so einem Training. Auf der anderen Seite müssten solche Trainings viel früher im universitären Ausbildungsbetrieb verankert werden. Dabei sollte es klar sein, dass die ohnehin permanent ausgelasteten Nachwuchsforschenden nicht alle Impact-Felder abdecken können. Die Teilnehmenden der Impact School waren beispielsweise zum Teil sehr auf einen Bereich fokussiert. Forschende müssen dabei unterstützt werden, was auch mit der Frage verknüpft ist, welche Strukturen in Forschungseinrichtungen, Universitäten, aber auch in Informationszentren und Bibliotheken neu geschaffen werden müssen. Schließlich ist der hier besonders hervorgehobene nicht-akademische Impact nicht nur eine ausschließlich individuelle Leistung, sondern kann auch für ganze Einrichtungen aggregiert werden. Was eine weitere Frage aufwirft, nämlich wie dieser Impact in Zukunft im wissenschaftlichen Bewertungs- und Belohnungssystem berücksichtigt werden kann.

Abschließend haben sich die Teilnehmenden während der Tage in Berlin auch die Frage gestellt, was Impact eigentlich für deren eigene Arbeit bedeutet. Die Antworten überraschen bzw. sind erfreulich, denn primär ging es darum, etwas ändern zu können, etwas Gutes zu bewirken bzw. etwas Schlechtes zu beheben. Und es ging um die Bereitschaft, etwas zu teilen und transparent zu sein.

Passend dazu fand am ersten Abend der Impact School Rahmen des “Digitalen Salon” am HIIG eine Paneldiskussion zum Thema “Hacking the Elfenbeinturm” statt.

Autor: Dr. Guido Scherp (ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft).

Dr. Guido Scherp ist Leiter der Abteilung “Open-Science-Transfer“ der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft und Koordinator des Leibniz-Forschungsverbunds Open Science. (Porträt: Photographer Sven Wied, ZBW©)

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