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Ich bin gerade über einen Blogpost von David Lee King gestolpert, der derzeit auf Twitter die Runde macht. Steigen wir in das Thema mal mit diesem Zitat ein:

We asked information consumers in 2005 where they were most likely to start their search for information. Eighty-two percent (82%) information search on a search reported that they began their engine. One percent (1%) indicated that they started their search for information on a library Web site. When we surveyed information consumers in 2010, they were just as strongly tied to search engines as the starting point for information, with 84% beginning on a search engine. Not a single survey respondent began their information search on a library Web site.

Der obige Absatz stammt aus einer OCLC-Studie mit dem Namen “Perceptions of Libraries, 2010: Context and Community” – die sehr lesenswerte Untersuchung ist online als PDF verfügbar. Wer des Englischen nicht so mächtig ist: Laut der Analyse starten 84 Prozent der US-Nutzer heute ihre Informationssuche per Suchmaschine, vier Prozent bauen auf Wikipedia – und satte null Prozent steigen über Bibliotheksseiten in die Suche ein.

Das sind schon ziemlich eindeutige Zahlen. Noch einmal: Es geht hier in erster Linie um die jeweiligen Webpräsenzen der Bibliotheken und nicht um angeschlossene Kataloge – auch wenn ich mir durchaus vorstellen kann, dass es hier nicht anders aussieht. Die Nutzer tasten sich über Google und Co. an das Wissensfeld heran, das Thema wird breit erfasst und erst wenn es um konkreten Literaturbedarf geht, werden Bibliotheken eingeschaltet.

Die heutigen Bibliotheksseiten sind als Ausgangspunkt für solche Recherchen ungeeignet. Was bieten wir denn den Kunden dort? Öffnungszeiten, Kontaktadressen, Tipps für das wissenschaftliche Arbeiten – alles zuweilen interessant, doch dies sind nicht gerade die dringendsten Werkzeuge, wenn es darum geht, sich Informationen zu beschaffen. Auch die meisten Kataloge und Fachportale bieten kaum Gelegenheiten, das Terrain eines Arbeitsgebiets zunächst einmal grob zu sondieren (Thesauri kommen diesem Bedürfnis allerdings entgegen). Nur wer mit klaren Vorstellungen die Suche beginnt, wird die Bibliotheksseite in Betracht ziehen.

Infozentren und Bibliotheken sollten sich darauf konzentrieren, die Suchgewohnheiten der Nutzer näher zu beobachten und daraus Schlüsse zu ziehen. Wer nicht mit Google konkurrieren kann, sollte sich dennoch schlau in diesem Rechercheprozess integrieren: da gibt es zum Beispiel SEO als Schlagwort. Versuchen wir, den Prozess zu begleiten, bei der allgemeinen Suche im Netz Hilfestellungen zu leisten, um dann mit dem eigenen Angebot präsent zu sein, sobald der Informationsbedarf konkreter wird.

Es wäre einmal spannend zu erfahren, wie die Traffic-Verteilung für Bibliotheken aussieht, die bei den Vor-Ort-Workstations die eigene Website als Startseite eingestellt haben. Wie lange bleiben die Kunden eigentlich dort, ehe sie www.google.com oder www.facebook.com eingeben?

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