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Literatur einfach finden?

In Gesprächen und Sitzungen erzählten uns Lehrende immer wieder von frustrierenden Erlebnissen mit Studierenden, die keine passende Literatur zu ihrem Hausarbeitsthema finden, manchmal einen Nachweis finden, aber nicht an den Volltext kommen, oder die nicht wissen, wie sie Passagen zitieren sollen und ob diese sich überhaupt für ein Zitat eignen. Oft genug gibt es an Universitäten beziehungsweise Lehrstühlen Anleitungen für das Verfassen von Arbeiten. Recherchefragen und inhaltliche Fragen zum Zitieren finden darin aber wenig Berücksichtigung.

Vor diesem Hintergrund entstand die Idee, einen Guided Walk zu gestalten, durch den die Studierenden das notwendige Wissen präsentiert bekommen und dabei nach Möglichkeit noch ein wenig Spaß haben.

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Spaß am Lernen und bessere Noten als Ansporn

Der Guided Walk ist in drei kurze Abschnitte unterteilt zu den Themen: “Literatur suchen und bewerten”, “An den Volltext gelangen” und “Richtig zitieren”.

Als Ausgangspunkt dient die Situation, dass das Thema für eine Arbeit gestellt wurde und es nun losgehen soll. „Dein Thema ist ‚Sharing Economy – Revolution der Konsumkultur‘. Was machst du jetzt?“ – In Google suchen oder in Datenbanken? Was sind die wissenschaftlich hochwertigen Publikationen? Diese hoffentlich aus dem Leben gegriffenen Fragen sollen in den Stationen des Guided Walk beantwortet werden. Innerhalb der einzelnen Abschnitte muss man sich nicht zwingend linear bewegen. Es gibt auch die Option, abzubiegen und einen Kaffee trinken zu gehen. Außerdem kann man sich an jeder Stelle auch Hilfe holen.

Inspiriert wurde vor allem der erste Abschnitt durch Entscheidungsoptionen wie in dem Jugendbuch “Die Insel der 1000 Gefahren”, in dem man auf jeder Seite neue Entscheidungen treffen muss, die fatal oder lebensrettend sein können. So kann man sich auch im Guided Walk entscheiden zu lernen, wie man einen Suchtreffer bewertet oder doch lieber einen Kaffee trinken zu gehen oder am Ende gar nach Australien auszuwandern. Der Spaß am Lernen stand bei der Entwicklung im Vordergrund. Letztlich hat der Guided Walk zwar spielerische Elemente, ist aber nicht als Spiel mit echten Gamification-Elementen wie Highscores und Ähnlichem konzipiert.

Ein Ansporn zur Teilnahme soll durch eine mögliche Aussicht auf bessere Noten gegeben werden. Genauso kann es ein Ansporn sein, beschämende Erlebnisse beispielsweise durch die Verwendung von Plagiaten zu vermeiden. Gleichzeitig wird aber auch auf eine mögliche finanzielle Ersparnis durch die Nutzung einer Bibliothek verwiesen.
Die drei Abschnitte “Literatur suchen und bewerten”, “An den Volltext gelangen” und “Richtig zitieren” orientieren sich an den Problemfeldern, die uns immer wieder von Studierenden und Lehrenden benannt werden.

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Literatur suchen und bewerten

Die Erfahrungen aus der Lehre und bei der Korrektur von Arbeiten sind, dass viele Studierende “einfach irgendwie” gesucht haben. Bei den gefundenen Publikationen scheint oft genug keine Bewertung vorgenommen zu werden, ob diese für den Zweck geeignet sind.

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Eine solche Prüfung soll anhand des CRAP-Tests vermittelt werden. Im Netz sind unterschiedliche Varianten des CRAP oder CRAAP-Tests verfügbar. Allen ist gemein, dass Currency, Reliability, Authority/Audience und Purpose/Point of View einer Quelle beurteilt werden sollen. Anhand dieser einfach zu merkenden Kriterien können zumindest ganz offensichtlich für wissenschaftliche Arbeiten unpassende Publikationen ausgeschlossen werden.

An den Volltext gelangen

Immer wieder begegnet uns auch die Klage „Studierende finden einen interessanten Artikel, können aber nicht darauf zugreifen und wissen nicht warum.“ Teilweise wurde wohl auf Zugangsoptionen hingewiesen und eigentlich auch vermittelt, dass man an der Uni oder über VPN einen anderen Zugang hat als von einem anonymen Privat-Account. Trotz allem wird am Ende geklagt, dass man irgendwie nicht zugreifen kann.

Im zweiten Teil des Guided Walk geht es daher darum, zu verstehen, warum man nicht immer sofort auf jede Publikation zugreifen kann und welche Wege zum Erfolg führen sollten. Es werden unterschiedlich schwierige Situationen simuliert. Die Hoffnung ist, dass der Ehrgeiz groß genug ist, alle Level zu bearbeiten und dabei zu lernen, warum der Zugriff manchmal so schwierig sein kann. Und: Auch wenn es sich nur um ein simuliertes Spiel handelt, gibt es nach Abschluss des letzten Levels etwas zu gewinnen.

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Richtig zitieren

Schließlich stellen sich die Fragen “Welche Publikationen kann ich in einer Arbeit zitieren?” und “Wie zitiere ich diese Publikationen richtig?” Auch hier sollen kurze Einheiten Wissen vermitteln. Die einzelnen Einheiten sind so gestaltet, dass man sie bearbeiten kann, beispielsweise “während die Nudeln kochen”.

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Anwendungsszenarien

Wir hoffen, dass sich Studierende die Zeit nehmen, die kurzen Abschnitte zu bearbeiten. Dabei konkurriert das Angebot selbstverständlich mit anderen Aktivitäten, die attraktiver erscheinen mögen. Wir versuchen diese durch die Ausstiegsszenarien aufzugreifen.

Sicher wäre es der Nutzung zuträglich, wenn der Guided Walk in die eine oder andere Lehrveranstaltung integriert würde. Die Beiratsmitglieder aus dem EconBiz-Nutzerbeirat möchten den Guided Walk bei ihren Studierenden zum Einsatz bringen, teilweise auch, um sie auf ein einheitliches Niveau zum Thema Recherche und Zitieren zu bringen.

Haben Sie Ideen oder Anregungen? Wir würden uns über Ihre Kommentare zum potentiellen Nutzen und zu Weiterentwicklungsoptionen oder Einsatzszenarien freuen.

 

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