ZBW MediaTalk

von Birgit Fingerle

In 2019 bleibt künstliche Intelligenz eines der wichtigsten Technologiethemen; sie wird auch in der Unterhaltungsindustrie eine größere Rolle spielen. „AI Entertainment“ bezeichnet unter anderem die Mitwirkung künstlicher Intelligenz bei der Erstellung von Musik und Filmen. Auch der Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Bildungsbereich wird 2019 an Fahrt gewinnen: So werden etwa mit ihrer Hilfe Inhalte besser an den Hintergrund der Lernenden angepasst werden. In diesem Zuge gewinnen auch Fragen rund um die Ethik von KI (“Ethical AI“) an Bedeutung.

Zu den Technologietrends 2019 gehört erneut Blockchain. Die Blockchain-Technologie dient als Inspiration für die Spiele- und Unterhaltungsindustrie und wird zunehmend in traditionelle Unterhaltungsformate integriert (Blockchain Entertainment). “Traceable Transparency” nennt sich ein Trend, demzufolge Blockchain-Plattformen Kundinnen und Kunden erhöhte Transparenz bieten, indem sie es ermöglichen, den Weg von Waren zu verfolgen. Blockchain kommt auch zum Einsatz beim Trend “Consumercentric Automation“. Zu dem Trend gehören unter anderem responsive Flaschenetiketten, die maßgeschneiderte Interaktionen ermöglichen, Flaschen, die dem Teilen von Musik dienen, und All-In-One-Produktcodes, die Blockchain, Machine Learning und die Cloud für die Personalisierung einsetzen.

Blockchain-Technologie wird auch eingesetzt, um Interaktion und Engagement auf Community-Plattformen anzukurbeln. Der Trend nennt sich „Socialized Blockchain” und dürfte für den Kontext von Open Science sehr interessant sein.

Augmented Reality, Virtual Reality und Mixed Reality führen zu neuen immersiven Erlebnissen. Gartner geht davon aus, dass 70 Prozent der Unternehmen bis 2022 mit diesen Technologien experimentieren werden. Traditionelle Praktiken, Rituale und Mythen werden in Augmented Reality transformiert und ermöglichen es so, dass Geschichte in einer neuen Form dargestellt werden kann und mehr als bislang die Bedürfnisse heutiger Nutzerinnen und Nutzer anspricht (Augmented Tradition).

Virtual Reality fördert Empathie und ermöglicht so hilfreiche Tools für den Umgang mit anderen Menschen, etwa im Bereich der Kundenbeziehungen (Functional Empathy). Was die Schnittstellen zu Nutzerinnen und Nutzern betreffen, so werden zudem Voice Search und Interactive Chatbots 2019 wichtiger. Mobile Augmented Reality, Voice und andere zukünftige Schnittstellen gewinnen ebenso im Bildungsbereich an Bedeutung. Etwas widersprüchlich mag es da wirken, dass im Einzelhandel 2019 die einfache Bestellung per SMS an Bedeutung gewinnt. Dieser Trend wird als „Text Commerce“ bezeichnet.

Museen, die ihre Ausstellungskonzepte an deren Instagram-Fähigkeit orientieren, indem sie zum Beispiel mit Künstlerinnen und Künstlern kooperieren, die eine breite Masse und jüngere Zielgruppe ansprechen, werden auch 2019 unter der Trendbezeichnung „Aesthetic Exhibition” eine Rolle spielen. Contemporized History heißt ein weiterer Trend, der insbesondere für Museen interessant ist. Durch den Einsatz moderner Technologien wie Künstlicher Intelligenz, Augmented Reality und 3D-Druck können Museen und andere Organisationen die Interaktion mit Ausstellungsstücken fördern und so Kunstgeschichte zum Leben erwecken. Mit Hilfe neuer Technologien werden so vermehrt immersive und stärker die Interaktivität fördernde Museen geschaffen, die ein neues Level an Stimulation und Engagement erreichen (Museum Futures).

Die Digitalisierung verändert die Erwartungen an physische Räume ebenso wie an haptische Produkte. Online- und Offline-Verhalten und Erfahrungen prägen sich gegenseitig und physische wie digitale Räume verschmelzen in Arbeits-, Konsum- und Privatwelt weiter.

Auch am Arbeitsplatz halten Technologien vermehrt Einzug und sollen ihn intelligenter und effizienter machen. Zum Trend „Intelligent Workplace“ gehören unter anderem mit Augmented Reality angereicherte Handbücher für das berufliche Training, smarte Workstations, die dabei unterstützen, dass Meetings effizienter werden, und intelligente, Alexa-mäßige Arbeitsplatzassistenten. Durch Automatisierung und Künstliche Intelligenz ermöglichte Effizienzgewinne veranlassen Unternehmen zudem dazu, mit Arbeitszeitmodellen zu experimentieren (New Workanomics).

Open Data und Open Source bekommen eine noch größere Bedeutung, zumal ihr zentraler Wert für Innovationen erkannt wird. Bis Ende 2020 wird laut Gartner die Anzahl der Citizen Data Scientists fünfmal so schnell wachsen wie die Anzahl der professionellen Data Scientists. Unternehmen werden sich nach ihrer Unterstützung umsehen, um ihnen fehlende Kapazitäten zur Datenanalyse auszugleichen. Gleichzeitig wird ein großer Teil der Datenanalyseaufgaben durch augmentierte Analysetools automatisiert werden und so die Produktivität erhöht werden (Augmented Analytics).

Der Wandel im Mediensektor geht auch in 2019 weiter. Der Trend „Mediavolution“ bedeutet dabei keineswegs allein den Wandel zum Digitalen. Denn zum Teil erfreuen sich auch Printprodukte großer Beliebtheit.

Podcasts werden auch in 2019 weiter eine große Rolle spielen. Da sie sich mittlerweile einer großen Beliebtheit erfreuen, gehen auch Markenhersteller vermehrt dazu über, Branded Podcasts anzubieten, die interessanten Content beinhalten, ohne aufdringlich Werbung zu machen.

Gleichzeitig wird der Einfluss sozialer Medien auf die Psyche zunehmend kritisch hinterfragt und ein gesunder, weniger stressiger Umgang mit ihnen rückt in den Fokus. “Social Media Wellbeing” nennt sich dieser Trend. In diesem Zuge sei auch darauf hingewiesen, dass Nutzerinnen und Nutzer auch in 2019 vermehrt den Fokus auf den Schutz ihrer persönlichen Daten legen werden. Dies kommt auch durch die Entwicklung neuer Produkte unter dem Stichwort „Consumer-champion Tech“ zum Ausdruck, die dieses Bedürfnis berücksichtigen.

Birgit Fingerle ist Diplom-Ökonomin und beschäftigt sich in der ZBW unter anderem mit Innovationsmanagement, Open Innovation, Open Science und aktuell insbesondere mit dem "Open Economics Guide". (Porträt: Copyright

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