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Macht es Sinn, Postings auf Bibliotheksseiten über Automatisierungs-Tools abzuwickeln? Eine allgemeingültige Aussage hierzu kann es nicht geben – denn es gibt gute Gründe dafür als auch dagegen.

Zirka 50 Leute fanden sich auf dem Bibliothekartag 2015 in Nürnberg am Nachmittag des ersten Tages im Raum Stockholm ein, um am Workshop “Social Media in der Praxis: Automatisierung von Postings auf Google+, Facebook und Twitter mithilfe von Web-Tools” teilzunehmen. Eingerichtet war der Raum eher für einen Vortrag: frontale Stuhlreihen, Leinwand, Präsentationspult mit Mikro.

Gründe für die Nutzung eines Tools

Zum Start gab es daher zunächst Input zur Frage “Welche möglichen Gründe gibt es für die Nutzung derartiger Tools?”. An dieser Stelle sind vor allem zu nennen: Betreuung von mehreren Kanälen mit unterschiedlichen Zielgruppen, Koordination und Abstimmung innerhalb von Social Media-Teams, Zeitersparnis für Alleinbetreuer von Social Media-Auftritten, Zeitfaktor Dringlichkeit bzw. punktgenaue Terminierung. Dazu kommt das Erreichen bestimmter Ziele innerhalb der Social Media-Strategie wie das Promoten von Events, die Steigerung von Fanzahlen und die Erhöhung der Reichweite sowie die Auswertung von Kennzahlen über Monitoring-Optionen des gewählten Tools.

Auswahl sorgfältig treffen

Bevor man sich für ein oder mehrere Automatisierungs-Tools entscheidet, sollte man die Funktionalität unbedingt über Testprofile ausprobieren. Nicht-öffentliche Dummies für Facebook- und Google Plus-Seiten sowie für Twitter-Accounts lassen sich in kürzester Zeit einrichten. Für diese erteilt man dann bei der Anmeldung oder in den Einstellungen eines Automatisierung-Tools eine Freigabe zum Posten.

Manchmal muss man allerdings zunächst den Zugriff auf ein persönliches Profil erlauben – zum Beispiel braucht es für Facebook-Seiten immer einen Administrator mit einem Personen-Profil. Unbedingt beachten sollte man auch, die Einrichtung der Tools am PC oder Laptop vorzunehmen, nicht aber in einer mobilen App. Apps verfügen in der Regel nur über eingeschränkte Funktionalität, außerdem unterscheiden sich diese oft bei den unterschiedlichen Android- und iOS-Versionen.

Was genau macht so ein Automatisierungs-Tool?

Vereinfacht gesagt “zieht” sich jedes Tool bestimmte Informationen von einer Website und leitet diese dann etwas umgewandelt an die Social Media-Netzwerke weiter. In der Regel sind dies ein Titel bzw. eine Headline, Fotos, möglicherweise auch Teaser-Texte zum Inhalt. Zusätzlich wird in der Regel ein Linkverkürzer eingesetzt, um die ursprüngliche URL zu übermitteln.

Bei einem Tweet mit maximal 140 Zeichen wird es hier schon eng, aber auch Facebook und Google übernehmen Texte und Bilder nicht immer “sauber”. Bilder von Webseiten werden zum Beispiel oft angeschnitten, weil sie im ursprünglichen Beitrag ein anderes Format haben. Oft sind die Motive auch nicht Social Media-geeignet, weil der Blogger oder Webseiten-Betreiber nicht über solche Dinge nachdenkt. Teasertexte brechen mittendrin ab oder sind so geschrieben, dass ein Tweet oder ein Posting keine sinnvollen Informationen in der ersten Zeile enthält.

So etwas ist für Betrachter schnell offensichtlich und zeigt damit die Benutzung von Automatisierungstools an. Händisches Bearbeiten vor oder nach dem Veröffentlichen ist teilweise nicht oder nur eingeschränkt möglich. In jedem Fall sollte man wie bereits vorgeschlagen, zuerst testen, wie die Postings aussehen.

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Schnelldurchlauf der Tools

Von den Teilnehmern kam vor allem der Wunsch, dass Tools kostengünstig oder kostenfrei sein sollten. Einige stellen wir hier kurz vor. Man sollte sich aber darüber im Klaren sein, dass alles, was nichts oder wenig kostet, auch einen eingeschränkten Funktionsumfang hat. Häufigste Begrenzungen liegen entweder in der Anzahl der Netzwerke, die man verbinden kann (zwei oder drei) oder in der Anzahl der Teammitglieder (meistens nur eine Person).

IFTTT If this then that

Übersetzt heißt es nur: wenn dies, dann das. IFTTT bietet sogenannte “Rezepte” an, über die verschiedenste Automatisierungen eingerichtet werden können, nicht nur das Streuen von Content in Soziale Netzwerke. Automatische Kamera-Uploads auf Evernote und andere Cloud-Services, RSS-Feeds einsammeln und per Mail empfangen, Begrüßung neuer Follower auf Twitter, Wikipedia-Artikel in Bookmarking-Tools abspeichern, Kalender- und Taskmanagement sind nur einige der Möglichkeiten.

Buffer

Buffer rüstet immer weiter auf. Als neuestes Feature ist das Einrichten von Newsfeeds möglich, schlägt aber mit 10 Dollar monatlich zu Buche. Da Buffer ohnehin schon immer Vorschläge für Inhalte gemacht hat, die zum Nutzer der App passen könnten, war so eine Entwicklung eigentlich zu erwarten.
In der kostenfreien Variante kann man immerhin zwei Social Media-Netzwerke verbinden, darunter auch LinkedIn. Austausch von Bildern ist möglich, Tweet-Textlänge wird angezeigt. Ein bekannter URL-Verkürzer ist bit.ly, der kürzlich allerdings unter Kritik geraten ist durch seine Affiliate-Links.

Hootsuite

Der Klassiker unter den Automatisierungs-Tools ist Hootsuite. Die kostenfreie Variante erlaubt das Verbinden von drei Accounts. Großer Vorteil: auch Google Plus-Seiten können bedient werden, was in fast keinem anderen Tool möglich ist. Großer Nachteil: Bilder werden auf Twitter nicht mit Vorschau angezeigt. Team- und Monitoring-Funktionen sind kostenpflichtig.
Interessant ist bei diesem Tool, dass man sich auch News-Feeds, Nennungen und Hashtag-Suchen anzeigen lassen kann. Demnächst wird der Facebook-Newsfeed allerdings abgestellt. Dieser war immer recht bequem, wenn man nicht dauerhaft auf Facebook eingeloggt sein wollte.

Friends + Me

Eine sehr interessante Alternative ist Friends + Me. Man kann hier alle drei großen Social Media-Netzwerke verbinden. Allerdings gibt es auch hier kleine Tücken im Detail. Für Facebook-Seiten zum Beispiel gilt, dass der Austausch von Vorschaubildern nicht möglich ist – man kann nur entweder einen Link oder ein Foto anfügen. Nicht schön, wenn man über Bilder ein bestimmtes Branding für die eigene Bibliothek transportieren möchte.

Tweetdeck

Alle bisher genannten Tools haben auch sogenannte Browser-Plugins, die vor allem mit Google Chrome hervorragend funktionieren. So kann man mit einem Klick alles bedienen, ohne sich jedes Mal extra einloggen zu müssen. Tweetdeck bildet insofern eine Ausnahme, als dass es ausschließlich als Plugin funktioniert. Sobald man mehrere Twitter-Accounts betreut, wird dieses Tool interessant. Aber auch für die Recherche und das Verfolgen von Hashtags wie dem #bibtag15 ist es toll. Man öffnet sich einfach eine extra Spalte und hat alles im Blick.
Ein Wort noch zur Interaktion: bei Tweetdeck kann man auf Nennungen antworten und auch Direktnachrichten verschicken. Dies ist außerdem nur in Hootsuite begrenzt möglich, alle anderen vorgestellten Tools haben hier eine Grenze erreicht.

WordPress oder andere CMS nutzen

Eine Website ist heutzutage Pflicht: man kann neben den allgemeinen Informationen zur Institution, Firma, Vereinigung natürlich Angaben zu den Leistungen, Produkten, Preisen und anderen Services machen. Baut man ein Blog mit auf die Seite, wird es noch interessanter: an dieser Stelle beginnt der Dialog mit den Zielgruppen.

WordPress ist eines der beliebtesten Content Management Systeme, da es sich über vorgefertigte Templates schnell einrichten lässt. Jederzeit sind Anpassungen über den HTML-Code möglich, über verschiedene Plug-Ins lassen sich die Basisfunktionen beliebig ausweiten: Das Einbinden von externen Medien wie Youtube-Videos, das Einbinden von Newsstreams aus Social Media, Umfrage-Tools, Kalender- und Event-Organisation, Newsletter-Funktionen. Inzwischen kann man WordPress sogar zu einem Learning Management-System umfunktionieren.
Sharing Plugins gibt es viele – das Stöbern auf WordPress selbst lohnt sich genauso wie die Erfahrungen anderer zu nutzen. Entsprechende Foren oder Gruppen, in denen man Tipps erhält, sind leicht zu finden.

Ein Wort noch zu Redaktionsplänen

Selbst wenn eine Bibliothek nur einen einzigen Kanal wie zum Beispiel eine Facebook-Seite betreibt, kann ein Redaktionsplan sinnvoll sein. Unerlässlich wird er, sobald man verschiedene Zielgruppen über unterschiedliche Auftritte anspricht und dies über ein Team organisiert. Im Workshop wurde kurz das WordPress-Plugin CoSchedule vorgestellt, das die üblicherweise genutzten Excel-Tabellen ersetzen kann und gleichzeitig als Automatisierungs-Tool sowie als Task-Manager fungieren kann. Durch die bereits erwähnte Problematik mit dem Link-Verkürzer bit.ly muss man sich nun überlegen, ob man so ein Tool nutzen will.

Fazit

Der Vortragsteil wurde schnell aufgelockert durch die interessanten Fragen und Erfahrungsberichte von Teilnehmenden. Zum praktischen Arbeiten kamen wir erst in der letzten Dreiviertelstunde. Hier bestätigte sich dann auch gleich, dass die Nutzung von Apps auf Smartphones und Tablets nicht ganz reibungslos funktioniert. Aber auch das Anmelden über die Webseiten und Verbinden von Accounts barg kleinere Tücken. Richtig demonstrieren konnte man die Funktionen leider nicht, da es nicht erlaubt war, mitgebrachte Laptops an den Beamer anzuschließen.

Ein klares Ja oder Nein zum Einsatz von Automatisierung-Tools kann es jedenfalls nicht geben. Stattdessen müssen die Umstände sorgfältig überlegt werden, bevor man eine Entscheidung trifft. Für Bibliotheken, die lediglich eine einzige Facebook-Seite betreiben, wäre es vermutlich sogar Mehraufwand, sich erst mit einem Tool vertraut zu machen, bevor man es effizient einsetzen kann. Sollten Sie sich für eine Automatisierung entscheiden, teilen Sie uns gerne Ihre Erfahrungen hier in den Kommentaren oder per Mail mit!

Die gesamten Vorträge des Bibtag15, sowie aller weiteren Bibliothekstage zurück bis zum Jahre 2001 finden Sie auf dem Opus-Publikationsserver des Berufsverband Information Bibliothek e. V.

Autorin: Andrea Brücken (ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft; Soziale Medien)

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