ZBW MediaTalk

Im Jahre 2014 hat der Leibniz-Forschungsverbund Science 2.0 bereits eine Studie zu “Social Media innerhalb der Leibniz-Gemeinschaft” durchgeführt, in der gezeigt wurde, dass soziale Medien durchaus in den jeweiligen Einrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft angekommen sind und insbesondere zur Außendarstellung genutzt werden. 2016 wurde diese Studie wiederholt, um zum einen den Status Quo mit 2014 zu vergleichen und zum anderen den Schwerpunkt insbesondere etwas breiter auf digitale Wissenschaftskommunikation allgemein und nicht nur auf soziale Medien zu legen. Daher ist die 2016er Studie als Ergänzungsstudie zu 2014 zu sehen und nicht als reine Wiederholungsstudie.

Befragt wurden 88 Leibniz-Einrichtungen, von denen 59 an der Umfrage teilgenommen haben; 44 haben den Fragebogen vollständig ausgefüllt.

Hohe Bandbreite digitaler Wissenschaftskommunikation – Nutzungsintensität von Facebook und Twitter nimmt zu

Allgemein ist die digitale Wissenschaftskommunikation in allen Leibniz-Einrichtungen angekommen und ein wichtiges Kommunikationsmittel zur Außendarstellung geworden, um beispielsweise die Fachcommunity sowie Journalisten und Medien zu erreichen. Dabei zeigt sich, dass eher „klassische“ Kommunikationsmittel wie Online-Pressemitteilungen (84%) und Webseite (70%), aber auch E-Mailings (59%) einen sehr hohen Stellenwert haben. Auch soziale Medien, insbesondere Twitter (61%) und Facebook (59%), spielen eine sehr wichtige Rolle. Interessant ist, dass Wikipedia (63%) von vielen Einrichtungen genutzt wird. Insgesamt gibt es also eine hohe Bandbreite an eingesetzten Instrumenten.

“Welcher der folgenden Werkzeuge und Maßnahmen der digitalen Wissenschaftskommunikation werden an Ihrem Institut genutzt?” (absolut: n=272, Mehrfachantworten möglich)

Bezogen auf die Nutzungsintensität und im Vergleich zu 2014 zeigt sich eine Verschiebung auf klassische soziale Netzwerke wie Facebook und insbesondere Twitter, weitere „Onlineportale“ wie YouTube, Flickr oder auch Wikipedia werden etwas weniger genutzt. Wissenschaftliche soziale Netzwerke wie Mendeley, ResearchGate oder Academia.edu spielen weiterhin kaum eine Rolle.

Wie stark nutzt Ihr Institut die von Ihnen genannten Werkzeuge und Maßnahmen der digitalen Wissenschaftskommunikation?”(auf drei Items aggregiert; 2014, n=35; 2016, n =27)

Strategische Nutzung digitaler Wissenschaftskommunikation wird immer wichtiger

90% der befragten Einrichtungen sind der Meinung, dass das Internet und die sozialen Medien im Kontext digitaler Wissenschaftskommunikation in den letzten 5 Jahren an Bedeutung zugenommen haben. Für 75% ist es zudem wichtiger geworden, dass Einblicke in die Forschung im Sinne von Open Science für alle wissenschaftlichen Interessierten ermöglicht werden. 82% der befragten Einrichtungen sehen zudem in der Digitalisierung der Wissenschaft eine langfristige strukturelle Änderung und 77% geben an, dass sich ihre Aktivitäten im Bereich der digitalen Wissenschaftskommunikation und sozialen Medien in den kommenden 1-3 Jahren erhöhen sollten.

Dies zeigt die zunehmende Relevanz digitaler Wissenschaftskommunikation in den jeweiligen Einrichtungen, das sich auch in der Bewertung der strategischen Bedeutung widerspiegelt. 61% erwarten eine Zunahme in den nächsten 1-3 Jahren (2014: 56%).

“Welche strategische Bedeutung werden Aktivitäten der digitalen Wissenschaftskommunikation auf institutioneller Ebene für Ihre Einrichtung Ihrer Meinung nach in den nächsten drei Jahren haben?” (auf einer Skala von „1: sehr geringe“, bis „5: sehr große Bedeutung“, n 2016=44, n 2014 = 30)

Im Vergleich zu 2014 zeigt sich zudem sehr deutlich, dass digitale Wissenschaftskommunikation stark zunehmend eine Rolle spielt bei der Steigerung des Bekanntheitsgrades (93%), der Ergänzung klassischer Medienarbeit (59%) sowie zum Aufbau bzw. zur Stärkung der Reputation (72%).

“Welche Ziele zählen zu den fünf Wichtigsten, die Ihr Institut mit der digitalen Wissenschaftskommunikation verfolgt?” (absolutes n 2016 = 200, n 2014 = 68; Institute 2016: 44, Institute 2014: 33; Mehrfachantworten erlaubt, maximal aber fünf)

Indikatoren für Social Media sollten zur Bewertung von Forschungseinrichtungen genutzt werden

Auf der einen Seite zeigt sich, dass digitale Wissenschaftskommunikation eine hohe Relevanz hat und deren strategische Bedeutung immer wichtiger wird. Auf der anderen Seite ist es wichtig, dass dabei auch eine Überprüfung stattfindet, ob und wie entsprechende Maßnahmen überhaupt wirken. 54% der befragten Einrichtungen gaben dabei an, Resonanzmessungen (z. B. Erfassung, welche Inhalte eines Newsletters von wie vielen Personen gelesen wurden; Erfassung der Anzahl der Kommentare / Shares / Likes / Retweets etc. oder der Abrufe/Downloads von online gestellten Inhalten) durchzuführen, weitere 25% planen dies. Dabei führen 57% entsprechende Messungen mindestens einmal im Monat durch.

“Wird die Resonanz der Aktivitäten zur digitalen Wissenschaftskommunikation Ihres Instituts gemessen?” (n=24)

Durch die zunehmende Relevanz digitaler Wissenschaftskommunikation stellt sich auch die Frage, inwieweit entsprechende Maßnahmen auch bei der Evaluierung von Forschungseinrichtungen herangezogen werden sollten. Auf soziale Medien basierende Indikatoren, wie beispielsweise Altmetrics, werden zunehmend auf wissenschaftspolitischer Ebene im Kontext von Wissenschaftsevaluation diskutiert. 47% der befragten Einrichtungen steht der Nutzung von sozialen Medien zur Bewertung einer Forschungseinrichtung zumindest positiv gegenüber, ein leichter Zuwachs gegenüber 43% in 2014. Gegenüber 2014 zeigt sich zudem, dass sich ablehnende Haltungen abgeschwächt haben.

Allgemein zeigt sich aber auch, dass es in den Einrichtungen generell noch Vorbehalte und skeptische Haltungen gegenüber sozialen Medien und digitaler Wissenschaftskommunikation gibt, sei es, weil der Aufwand zu hoch angesehen wird und es eine generelle Ablehnung auf Leitungsebene oder unter den Mitarbeitenden gibt, oder weil deren „Wissenschaftlichkeit“ generell angezweifelt wird.

“Wie bewerten Sie die folgende Aussage? Indikatoren für die Darstellung der digitalen Wissenschaftskommunikation sollten für die Bewertung der Sichtbarkeit/Vernetzung von Forschungseinrichtungen herangezogen werden.” (n=44)

Fazit

Die Studie gibt einen Einblick darin, wie Instrumente der digitalen Wissenschaftskommunikation, wie soziale Medien, innerhalb der Leibniz-Gemeinschaft in verschiedenen Bereichen vielfältig genutzt werden, um unterschiedliche Ziele in der Kommunikation nach außen zu erreichen. Die Bedeutung und Nutzung digitaler Wissenschaftskommunikation hat dabei zugenommen und wird zukünftig eine noch wichtigere strategische Rolle spielen. Daher wird es als wichtig angesehen, dass entsprechende Maßnahmen auch durch geeignete Indikatoren bei der Bewertung von Forschungseinrichtungen berücksichtigt werden. Erfreulich ist zudem, dass digitale Wissenschaftskommunikation bzw. soziale Medien durchaus als Mittel angesehen werden, um Einblicke in die Forschung zu geben, und somit Transparenz auch gegenüber der Öffentlichkeit zu schaffen sowie einen Betrag für die Umsetzung von Open Science zu leisten.

Detaillierte und weitere Ergebnisse befinden sich in den jeweiligen Studien:

Autor: Dr. Guido Scherp (Leiter der Abteilung „Soziale Medien“ an der ZBW und Koordinator des Leibniz-Forschungsverbunds Science 2.0)

Dr. Guido Scherp ist Leiter der Abteilung “Open-Science-Transfer“ der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft und Koordinator des Leibniz-Forschungsverbunds Open Science. (Porträt: Photographer Sven Wied, ZBW©)

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