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Über die Hälfte aller Wirtschaftswissenschaftler/ innen in Deutschland fühlen sich bei der wissenschaftlichen Literaturrecherche überfordert. Sei es die Beurteilung der wissenschaftlichen Qualität oder das Finden der richtigen Suchbegriffe – selbst arrivierte Forscher/innen sind auf der Suche nach Unterstützung. Auch beim Publizieren von Forschungsarbeiten kennen Wissenschaftler/innen nicht alle ihre Möglichkeiten. ZBW-Studie gibt Einblicke in Informationsmanagement an deutschen Universitäten.

Von der Idee bis zur Publikation müssen Wissenschaftler/innen nicht nur analysieren, diskutieren und denken. Der Weg zu Reputation und Anerkennung ist überdies gepflastert durch viele Fleiß- und Verwaltungsaufgaben: Literatur muss recherchiert, Forschungsdaten mühsam beschafft und Verlagsverträge geprüft werden. Bei den meisten dieser administrativen Arbeiten fühlen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Deutschland schlicht überfordert. Dies zeigt eine Untersuchung der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft zum Informationsmanagement von Wirtschaftswissenschaftler/inne/n in Deutschland.

Ein erhebliches Problem stellt für Forschende die Beurteilung von Recherchetreffern dar. 53 Prozent der befragten Wirtschaftsforschenden geben an, dass ihnen die Beurteilung der wissenschaftlichen Qualität eines Suchtreffers häufig schwer fällt. Immerhin 40 Prozent der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus BWL und VWL finden es schwierig zu beurteilen, ob ein Treffer für ihr Forschungsvorhaben relevant ist. Zudem finden 35 Prozent aller befragten Forscher/innen bei der Recherche die Suche nach einem passenden Schlagwort schwierig.

Ein weiteres Problem stellt die fehlende Publikationsinfrastruktur dar. Doktorand/inn/en und Post Docs fühlen sich oft allein gelassen, wenn es darum geht, einen renommierten Verlag für ihre Dissertation zu finden (45 Prozent) oder das richtige Journal für ihren Aufsatz (27 Prozent). Die Gestaltung von Autorenverträgen mit Verlagen werden von einem Viertel der Befragten (24 Prozent) als besonders belastend empfunden, insbesondere aufgrund des fehlenden juristisches Wissens zu urheberrechtlichen Regelungen. Hinzu kommt der hohe Aufwand für Formatierungen, Quellenverwaltung und Übersetzungen nach Verlagsvorgaben, die 48 Prozent der Forschenden als beschwerlich empfinden.

Die vielfältigen Möglichkeiten des elektronischen Publizierens via Open Access sind der Mehrzahl der Wissenschaftler/innen unbekannt. Open Access wird in der Regel irrtümlicherweise assoziiert mit Wildwuchs und schlechter Qualität. Dass es renommierte Open-Access- Zeitschriften mit einem strengen Peer-Review-Prozess gibt, ist den wenigsten Wissenschaftler/ inne/n überhaupt bekannt. Nur 16 Prozent der befragten Wirtschaftsforschenden nutzen die Vorteile sowie erhöhte Zitierhäufigkeit und Sichtbarkeit im Netz, die Open-Access-Journals bieten.

http://www.zbw.eu/presse/pressemitteilungen/docs/world_wide_wissenschaft_zbw_studie.pdf

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