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Anerkennung für sämtliche Arten wissenschaftlichen Outputs, nicht bloß für Publikationen, ist das Nutzenversprechen, das Figshare Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern macht. Figshare gehört damit zu den Science 2.0-Plattformen, die wissenschaftliche Bibliotheken kennen und im Auge behalten sollten.

Figshare, Anfang 2011 von Mark Hahnel zunächst zur Organisation seiner eigenen Forschungsarbeit gegründet, ist nach eigenen Angaben das einzige digitale Repository, das den Upload und das Teilen aller Formate wissenschaftlicher Arbeit erlaubt: Bilder, Videos, Datensätze, Poster oder Softwarecodes gehören dazu. Jeder Upload in die Figshare Cloud wird mit einer DOI versehen. Hochgeladene Datensätze werden im Browser visualisiert, so dass sie schnell und ohne spezielle Software angesehen werden können.

Potential von Datensätzen, Postern und Softwarecodes nutzen

Nach eigenen Angaben hostet Figshare mehr als 1,5 Millionen Datensätze und wird von mindestens 100.000 Forscherinnen und Forschern genutzt. Diesen verspricht Figshare Anerkennung für alle Arten wissenschaftlichen Outputs, nicht nur wie es bislang meist üblich war ausschließlich für wissenschaftliche Papers oder andere Publikationen. Dafür erhebt Figshare Download-Daten für die Materialien und fungiert als Quelle für Altmetrics.

Ein weiterer Effekt: Durch Figshare soll der große Teil der Forschungsarbeit, also jenseits von statischen PDFs mit ihrem begrenzten Funktionsumfang, besser und schneller für den wissenschaftlichen Fortschritt verfügbar gemacht werden. Dafür erlaubt Figshare neben dem öffentlich verfügbar und zitierbar machen von Forschungsoutput, selbst zu entscheiden, mit wem die eigenen Ergebnisse geteilt werden. In privaten Gruppen können Forschungsprojekte zusammen mit anderen Forscherinnen und Forschern durchgeführt werden.

Privater Speicherplatz kostenpflichtig

Dies hat seinen Preis. Denn Figshare ist ein kommerzieller Anbieter. Die Nutzung von Figshare und der Upload von Daten sind kostenlos. Aber es gibt nur begrenzten öffentlichen Speicherplatz. Forscherinnen und Forscher, die mehr als 1 GB privat speichern möchten und die Möglichkeit nutzen möchten, mit bis zu 20 Personen geschützt online zusammenzuarbeiten, müssen dafür zahlen.

Dieses Premium-Produkt ist nur ein Zweig, über den Einnahmen generiert werden: Figshare übernimmt zudem das Forschungsdaten-Hosting und deren Visualisierung für wissenschaftliche Journals. PLOS, Nature Publishing Group und F1000 gehören zum Kundenkreis. Institutionen bietet Figshare mit seinem Institutional Repository den Service an, Forschungsdaten besser zu managen und sicher in der Cloud zu hosten.

Open Data-Forderungen versus traditionelles Wissenschaftssystem

Einen Teil seiner Beliebtheit zieht Figshare wohl daraus, dass von Seiten der Regierungen, Forschungsförderung und der Verlage zunehmend Open Data zum Standard erhoben wird.

Als größte Hürde für den zukünftigen Erfolg von Figshare betrachtet Mark Hahnel die geringe Änderungsbereitschaft in der traditionell geprägten Forschungscommunity. (Interview mit dem Wire vom 24.07.2014) . Dieser Tenor zieht sich ebenso durch zahlreiche Open Science-Studien, wie etwa JISCs “Researchers of Tomorrow”.

Wer steckt hinter Figshare?

Seit Anfang 2012 wird Figshare von Digital Science als Investor unterstützt, das zu Macmillan Publishers gehört und darüber zur Holtzbrinck Publishing Group. Macmillan Publishers profitiert hiervon auch für die eigenen Verlagsprodukte.

Figshare selbst gibt an, ein eigenständiges Unternehmen zu sein. Bei Digital Science wird Figshare jedoch als eigenes Produkt geführt. Allerdings bleiben die nicht transparenten Besitz- beziehungsweise Finanzierungsverhältnisse nicht ohne Kritik.

FigshareCanvas-mockup

Kampf um die Daten der Forschenden

Als größte Wettbewerber betrachtet Figshare allgemeine kostenlose Hosting und Data Sharing-Dienste, wie beispielsweise Dropbox, und nennt in diesem Zusammenhang auch institutionelle Repositories sowie academia.edu. Um noch mehr Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von sich zu überzeugen, setzt Figshare auf sogenannte Advisors, die Figshare bekannter machen und vor Ort in den wissenschaftlichen Institutionen ein wenig Support geben sollen.

Figshare kann seinerseits selbst als Wettbewerber für Bibliotheken angesehen werden. Eine Betrachtung des Geschäftsmodells zeigt, dass es mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern weltweit, Verlagen und wissenschaftlichen Institutionen gleiche Zielgruppen beziehungsweise Schlüsselpartner aufweist. Auch die Schlüsselaktivitäten weisen Überschneidungen zu Bibliotheken auf: Die Weiterentwicklung der Plattform, Content einwerben sowie Kundinnen und Kunden gewinnen. Ansehen für die Forschungsarbeit und das schnelle und effektive Teilen von Wissen gehören ebenfalls zu den Werten, die Bibliotheken ihren Nutzerinnen und Nutzern liefern möchten, unter anderem mit Repositories. Dabei können Bibliotheken die Entwicklungsgeschwindigkeit eines Figshare nur bedingt mitgehen. In der großen Bandbreite von Figshare und der dahinter stehenden finanziellen Schlagkraft besteht wohl seine größte Stärke und Gefahr für Wettbewerber.

Autorin: Birgit Fingerle (ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft; Soziale Medien, Stabsstelle Innovationsmanagement)

Birgit Fingerle ist Diplom-Ökonomin und beschäftigt sich in der ZBW unter anderem mit Innovationsmanagement, Open Innovation, Open Science und aktuell insbesondere mit dem "Open Economics Guide". (Porträt: Copyright

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